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Wie wir miteinander sprechen

Wenn etwas getan werden muss, sage: „Bitte mache das“. Wenn man etwas haben will, sage: „Bitte gib mir das“. Das Wort „Bitte“ so haben wir gelernt, drückt Höflichkeit aus. Es ändert jedoch nichts an der Zweckgebundenheit unserer Sprache. Mit unseren kurzen Befehlen wünschen wir schnelle Ergebnisse. Schnell ist uns wichtig, weil uns Warten in einer von Effizienz geprägten Welt unerträglich schwer fällt. Wir sind die Generation, die dennoch nachlässt im Tempo, denn wir werden mit dem Tempo unserer Kinder nicht schritthalten können. Wie wir miteinander sprechen? Viel zu schnell!

Wenn sich zwei Menschen unterhalten, sollten beide Seiten einander zuhören können. Wenn sich mehrere Menschen unterhalten, sollte nur einer sprechen und genau dann, wenn es still geworden ist. Diese Kultur scheint sich zu verlieren, weil Menschen einander übertönen, um etwas sagen zu können. Es scheint wichtiger etwas gesagt zu haben als jemanden mit dem Gesagten zu erreichen. Wie wir miteinander sprechen? Viel zu laut!

Weil sich Menschen entfremden, wird ihre Sprache im verbalen Austausch härter, konfliktreicher und oft gewaltsam. Annäherung wird in dieser Spirale zerstörerischer Kommunikation bedeutungslos, solange niemand Nachgiebigkeit oder Einsicht zeigt. Wie wir miteinander sprechen. Viel zu derb!

Kommunikation findet heute oft in kurzen geschriebenen Nachrichten statt. Diese sind zum Beispiel in Form von Missverständnissen, emotionalen Momentaufnahmen oder plakativen Aussagen, für die Ewigkeit im endlosen Datenraum gespeichert. Was nützt es dann, wenn uns niemand im richtigen Moment am selben Ort zuhört oder versteht. Wie wir miteinander sprechen? Viel zu wenig!

Ich wünsche mir, dass Verständnis und Respekt füreinander, im Stillen und im Sprechen spürbar wird, dass Angst, Misstrauen und Hass als Humus unserer Sprachkultur zunehmend verdrängt wird von Hoffnung, Vertrauen und Liebe.

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