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Verbote unterm Tannebaum

Sollten all unsere Schulen ein „Handy-Verbot“ verordnet bekommen?1 In einem demokratischen Land klingt das äußerst dystopisch. Darüber kann man sprechen, aber sollte man es auch umsetzen? Es scheint hier eine dominante Sichtweise vorzuliegen:

Dein Handy – eine Waffe, die Du gezielt zum Einsatz bringen kannst!2

Sollte man also konsequenterweise Smartphones verbieten, da Waffen an Schulen grundsätzlich verboten sind? So einfach könnte die Antwort ein „ja“ sein. Aber einfach ist nicht unbedingt richtig, sondern oft gefährlich, wenn Populismus im Spiel ist. Komplexe Zusammenhänge fallen komplett der Angsterzeugung durch Panikmache zum Opfer, die leider eine Realität zeigt, die nicht unbedingt für die Mehrheit junger Smartphone-Benutzer zutrifft. Es gibt gute Gründe, die ein Verbot des Smartphones aushebeln können.

Schulen tragen für den sicheren Umgang mit Smartphones (definitiv keine Waffen!) an Schulen die größte Verantwortung und sollten selbst Handlungsoptionen entwickeln und unterstützende Richtlinien vom Land erhalten.

Auch Eltern haben ein Mitspracherecht.

Smartphones sind nicht nur vielfältig einsetzbar – sie haben eine besondere Relevanz als Notfallausrüstung für Schülerinnen und Schüler.

Die Vermittlung von Medienkompetenz an Schulen sollte Smartphone-Nutzung sicherer und auch die Schülerinnen und Schüler kompetenter machen, und das geht nur mit den entsprechenden Werkzeugen. Strikte Verbote verlagern Cybermobbing als Konfliktthema vielleicht aus dem schulischen Rahmen, aber nicht aus der Lebenswelt der Kinder. Nicht mehr zu erfahren, wie und wo Cybermobbing stattfindet, könnte gefährlich werden. Täter und vor allem Opfer bleiben dann häufiger im Verborgenen.

Fazit: Eine schöne Bescherung, wenn unzureichende Medienkompetenz an Schulen durch ein Gesetz kompensiert wird, das als Verbot formuliert werden soll. Hier wären Investitionen in entsprechende Bildungsangebote im Sinne einer Aufklärung sinnstiftend.

In diesem Sinne eine gesegnete Weihnachtszeit.

Foto von Andreia Morais auf Unsplash
  1. https://www.stern.de/digital/smartphones/handyverbot-an-deutschen-schulen–kommt-das-gesetz–35239338.html ↩︎
  2. https://www.machdeinhandynichtzurwaffe.de/) ↩︎
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Lernen und wachsen

Handy-verbot

Angenommen, es gäbe folgendes Dilemma:

Dir ist es untersagt, etwas Spezielles zu tun, aber du musst das Verbot umgehen, damit du selbst keinen Schaden nimmst. Klingt nach Alltag, und das ist es auch, denn wir leben in einer Welt voller Widersprüche.

Wäre das Dilemma nun aufgelöst, ohne Verbote?

Naja, fast, denn es greift hier die Regel, die besagt, dass man dem inneren Kompass folgen solle. Doch der scheint zu wenig Orientierung für diese Welt zu bieten. Deshalb streiten und diskutieren parlamentarisch gewählte Menschen für möglichst sinnvolle Regeln, die dann zu Gesetzen verhandelt werden. Dabei ist zu bedenken, dass ein starres Regelwerk über den Bedürfnissen und individuellen Wünschen der Empfängerinnen und Empfänger steht. Es begrenzt und verhindert kreative Prozesse.

Wie wäre es mit sanften Regeln?

Diese wären dann harmonisch und ließen sich bewusst aufweichen, wo nötig und sind somit flexibel. Sie würden auch abweichendes Verhalten tolerieren und könnten dieses mit Geschick und Feingefühl wieder in den vorgefassten Rahmen zurückführen.

Sollten nicht auch mal Grenzen überschritten werden dürfen, um Fehltritte zu erkennen und zu verstehen?

Ich empfehle einen sachlich offenen Diskurs über das, was uns Sorge bereitet. Die entsprechende Kompetenz entsteht aus dem zielgerichteten und verantwortungsvollen Umgang mit Realitäten. Hier eröffnen sich neue Möglichkeiten für uns, zu lernen und zu wachsen.

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Wozu brauchen wir das?

Ich möchte auf die Frage, die mir heute eine Schülerin stellte, weil ich sie einen Steckbrief zu Friedrich Schiller anfertigen ließ, mit Novalis, einem Schüler Schillers antworten.

Wir suchen überall das Unbedingte, und finden immer nur Dinge.“

Oft verspürt man erst beim Tun, welche Bedeutung einer Sache inne liegt. Einen Arbeitsauftrag bereits davor zu hinterfragen, um ihn zu vermeiden, ist ein typisches Schülerverhalten. Lehrer werden zur Verzweiflung getrieben mit der ewigen Frage: Wozu brauchen wir das? Mit Zielvorgaben zu arbeiten und Schüler darüber zu informieren, soll diese Misere verhindern. Funktioniert leider nur dann, wenn das Ziel dem Lernenden begreiflich ist. Aber was heißt das eigentlich? Setzt doch Begreifen voraus, dass das Ziel der Aufgabe verständlich ist.

Wie war das noch mal, einen Steckbrief über Friedrich Schiller? Irgendwie bekannt der Mann, aber nicht so spannend. Wie identifiziert sich ein 15-Jähriger mit dieser Person. Schiller war reich, hat jemand geschrieben. Muss wohl so sein, wenn er doch so bekannt ist, jedenfalls hatte er damals in Jena ein Gartenhaus erworben. Irgendwie ist Kultur nicht so cool, wenn sie alt ist, doch die Sache mit dem Handschuh und dem Ritter Delorges, war gar nicht so übel, denn der hatte schon was drauf. Was von Schiller war der, haben wir glatt übersehen.

Zur Strafe einen Steckbrief anfertigen und schauen, wer sich hinter dem Autor verbirgt, ist wohl angemessen aber nicht so ganz nachvollziehbar für die Betroffenen. Egal, alle haben bis auf einige Ausnahmen mitgemacht. Ich fragte mich anschließend, über den Ergebnissen, einer handvoll Papierausdrücken, sitzend, wozu brauche ich das, war doch die schlichte Auseinandersetzung mit dem Thema, als „Wiedergutmachung“ und ein angenehmer Verlauf der Unterrichtseinheit Ziel genug. Außerdem wurden Erinnerungen wachgerüttelt, vielleicht ein wenig sensibilisiert für den Menschen hinter dem Dichter und Kompetenzen am PC gefördert. Also bitte, geht doch!

Bild: Christlicher GArten
(Gärten der Welt in Berlin,
Ortsteil Marzahn)

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